Spielerisch lernen
Generell lässt sich sagen, dass alles, was Kinder experimentell oder spielerisch lernen, eher die die Begeisterung von Kindern findet. Deswegen an dieser Stelle einige Gedanken zu den benutzen Begriffen: Spiel, Übung, spielerisches Üben.
Es gibt Dinge, die sie spielend üben können. Dennoch ist es eine Übung, es mag aufgelockert sein, aber es dient der Übung. Dieser Unterschied ist vor allem wichtig, da Kinder ein sicheres Gespür dafür haben, wenn sie es durch ein Spiel verpackt zum Üben einen unliebsamen Inhaltes bewegen wollen.
Beim spielerischen Üben sind sie als Erwachsene in vielen Fällen im Vorteil, sie müssen sich zurücknehmen, da sie in der Regel besser sind und sonst jedesmal gewinnen würden.
Bis zu einem gewissen Grad wird dies in der Entwicklung eines Kinder immer wieder passieren. Jüngere Kinder durchschauen diesen Prozess häufig noch nicht und sind deswegen bei diesen Spielen durchaus begeisterungsfähig. Bei lernschwachen, älteren Kindern wird dies oft überstrapaziert. Wenn die Kinder bemerken, dass sie sie einfach nur zwischendurch gewinnen lassen, verlieren sie die Lust am Spiel. „ Du hast mich einfach nur gewinnen lassen…!“ oder „Du tust ja nur so…!“ sind dann typische Äußerungen der Kinder. Sie können sicher sein, Kinder haben einen guten Riecher für aufgesetzte Pädagogik. Um sich messen zu können wünschen wir uns einen ungefähr gleichstarken Partner, sonst verlieren wir nur allzu schnell die Lust.
Ich kann mich gut erinnern, dass ich mit meinen Kindern oft Memory gespielt habe. Mit der zunehmenden Erkenntnis, dass die Kinder jedes Mal gewinnen und ich nie eine Chance hatte, verlor ich die Lust an diesem Spiel. „Sollen wir nicht mal was anderes spielen!“ war dann mein Kommentar. Unbewusst hatte ich die Lust an dem Spiel verloren und versuchte die Kinder zu einer Alternative zu überreden. Wenn ich dann doch zum wiederholten Male mich auf das Memory Spiel einließ, geschah dies aus einer mütterlichen Einsicht über den pädagogischen Wert des Spieles.
Die meisten Eltern können dies nachvollziehen. Neben Spielen in denen es einen Wettkampfcharakter gibt, gibt es jedoch auch Spiele, die in besonderem Maße beiden oder allen Mitspielern die gleichen Chancen einräumen, da ein vorhandener Glücksfaktor vorhanden ist.
Diese Spiele bieten oft den höchsten Spielspaß für alle Beteiligten.
Sie sind besonders geeignet für Kinder mit Lernschwierigkeiten. (siehe Anhang)
In meiner Praxis arbeite ich sehr viel mit Karten, Karteikarten oder Spielkarten. Das Arbeiten mit Karten hat einige erhebliche Vorteile.
- Die meisten Kinder verbinden mit Karten eher etwas spielerisches als mit Arbeitsblättern. Dies gilt vor allem auch für Kinder, die ungern schreiben.
- Sie können ohne größeren Aufwand aussortieren und nur eine Auswahl treffen.
- Sie können das Tempo reduzieren und anziehen
- Sie können beim Üben mit Karten genau beobachten, wo Kinder noch stolpern und darauf reagieren.
Was ich damit meine, ist folgendes:
Sie können über ihre Füsse stolpern, sie können aber auch im Kopf stolpern.
Wenn sie sich darüber nachdenken kennen sie dieses Stolpern natürlich. Kinder mögen es sehr, wenn ich zunächst anhand von Elternbeispielen erläutere, was ich mit dem „Stolpern im Kopf“ meine. Z.B. Sie wollen ihren Sohn mit Namen rufen, aber zuerst rutscht ihnen der Name der Tochter oder des anderen Sohnes heraus.
Wenn Kinder im Kopf stolpern, zeigt sich dies
- durch Stirnrunzeln
- Versprechen und sich korrigieren müssen
- hochgucken und überlegen
- Gesicht verziehen
- künstliche Pausen schaffen, indem zum Beispiel die Aufgabenstellung bewusst wiederholt wird um Zeit zu gewinnen
- sich an den Kopf fassen, bis hin zu sich an den Kopf schlagen, begleitet von Aussprüchen wie: Warte! nicht sagen! oder ich weiß das…ähm
Bereiche die sie hervorragend mit Karteikarten üben können unter dem Aspekt Sicherheit sind: Buchstaben, Vokabeln, Wortbilder, Plusaufgaben unter 10,
Minusaufgaben unter 10, Das kleine 1×1, das große 1×1, Geteiltaufgaben,….
Für das Üben mit Karten gilt: Nehmen sie nicht nur die Aufgaben, Vokabeln etc, die das Kind nicht kann. Im Gegenteil, nehmen sie zu 80 % Aufgaben, die nur wiederholt werden müssen und schon einigermaßen sitzen.
Kinder mit Lernschwierigkeiten haben aufgrund vieler Misserfolge oft ein geringeres Selbstwertgefühl. Dies gilt es zu bedenken und entsprechend groß sollte der Anteil der Aufgaben sein, bei denen es nicht mehr stolpert, sondern bereits Sicherheit hat. Denn Sicherheit begünstigt die Lernmotivation.