Hausaufgaben – Gibt es den richtigen Zeitpunkt?
14.15 Uhr. Zeit für die Hausaufgaben!
Hausaufgaben gehören zu den täglichen „Pflichten“ eines jeden Schulkindes. Sie wollen zügig erledigt sein, schließlich ist bereits um drei Uhr die heutige Verabredung, evtl. steht ein Zahnarztbesuch an, um fünf Uhr ist Chor oder eine andere Aktivität geplant. Aber Ihr Kind bummelt, schaut verträumt aus dem Fenster, fängt erst gar nicht an oder steht alle fünf Minuten hinter Ihnen: „Du musst mir helfen!“ Manche Kinder können sich nur schwer aufraffen, mit den Hausaufgaben zu beginnen, andere wiederum starten sofort nach dem Mittagessen, aber es dauert ewig. Für viele Eltern scheint es ein ewiger Kampf zu sein.
Im ungünstigsten Fall schaukelt sich eine solche Situation hoch. Und dann passiert es: Es wird laut… manchmal fließen sogar Tränen… und mitunter reagieren wir in diesen Situationen gereizt und verärgert.
Im Normalfall dienen Hausaufgaben der Festigung des gelernten Stoffes aus der Schule oder zur Vorbereitung auf die nächste Unterrichtsstunde. Hat Ihr Kind den Stoff verstanden, sollte es in der Lage sein, seine Hausaufgaben alleine und ohne Ihre Hilfe zu erledigen. Dabei hat jedes Kind sein eigenes Lerntempo, Lieblingsfächer und seine individuelle Vorgehensweise.
Hausaufgaben sind Pflichtprogramm, vergeuden Sie hier keine unnötige Energie, in dem Sie sich auf Diskussionen grundsätzlicher Art einlassen, ob Hausaufgaben gemacht werden müssen oder nicht. Sie gehören zu den Pflichten eines jeden Schülers, ebenso wie Sie als Eltern bestimmte Pflichten zu erfüllen haben.
Stellen Sie sich den Rahmen eines großen Bildes vor. Dieser Rahmen ist feststehend, er steht für die Tatsache, dass Hausaufgaben Pflicht sind. Innerhalb dieses Rahmens gibt es eine Menge Spielraum. Wann Hausaufgaben gemacht werden, wie man am besten vorgeht, woran Eltern erkennen, dass Kinder überfordert sind, wo und wie die Kinder am besten begleitet werden können oder evt. Unterstützung benötigen, wie man das Lernen optimieren kann und wie man das Interesse für Lerninhalte steigern kann.
Sie sehen, eine Menge Spielraum. Aber der Rahmen steht. Rütteln Sie nicht an dem Rahmen selbst. Das ist Energieverschwendung, die Sie besser nutzen können.
Die aufgeführten Tipps gelten mit einer Ausnahme: Wenn ein Kind ständig überfordert ist, wenn viele Lernbereiche einen extrem hohen Energieverbrauch kosten, wenn Ihr Kind die Lerninhalte in der Schule definitiv nicht verstanden hat, wenn vielleicht sogar eine diagnostische Teilleistungsstörung vorliegt, brauchen Kinder auch bei den Hausaufgaben eine enge Begleitung und zusätzliche Unterstützung. Beginnen wir mit einigen Tipps für Grundschüler, hier der Erste:
Start zum richtigen Zeitpunkt
Helfen Sie Ihrem Kind herauszufinden, wann es am besten lernen kann.
Die Zeit direkt nach dem Mittagessen ist meist ungünstig. Wie ein weises altes Sprichwort schon sagt: „Ein voller Bauch studiert nicht gern.“ Ein Grossteil der Körperenergie wird jetzt für die Verdauung benötigt. Und je schwerer das Essen war, desto länger und mehr Energie braucht unser Körper für diesen Prozess. Für die Hausaufgaben aber müssen Kinder geistig fit sein.
Finden Sie – gemeinsam mit Ihrem Kind! – den besten Zeitpunkt heraus. Beobachten Sie genau und probieren Sie verschiedene Möglichkeiten aus. Es gibt nicht den gleichen optimalen Zeitpunkt für alle Kinder. Bedenken Sie allerdings, dass es sich um Absprachen handeln sollte, nicht um Vorgaben. Für Kinder, denen das Lernen leicht fällt, sind Hausaufgaben in der Grundschulzeit in der Regel schnell erledigt. Manche erledigen sie schon vor dem Mittagessen, einige direkt im Anschluss an das Mittagessen. Andere Kinder sind durchaus in der Lage einen Teil der Hausaufgaben noch am späten Nachmittag oder abends zu erledigen.
Je mehr Energie die Kinder in der Schule verbraucht haben, je mehr bedarf es einer Zeit des Auftankens. Eine Spielpause nach dem Essen, bevor mit den Hausaufgaben begonnen wird, kann hier sehr sinnvoll sein. Damit sich die Spielpause nicht ewig hinzieht, sollten Sie eine Zeit vereinbaren (z.B 20 – 30 Minuten). Da Kinder sich im Spielen ganz verlieren können und dabei alles um sich herum vergessen, sollten Sie sie 5 Minuten vor Ablauf der Spielpause auf das bevorstehende Ende hinweisen. Dies kann mündlich geschehen oder auch durch das Stellen einer Uhr. Eine Spielpause so wie ich sie meine, ist allerdings nicht mit einer Pause vor dem Fernseher zu verwechseln. Denn im eigenen Tun können Kinder Erlebtes verarbeiten, während beim Fernsehgucken wieder neue Bilder, Eindrücke und Informationen auf das kindliche Gehirn einströmen.
Realismus bitte…
Aber ich will realistisch bleiben und hier auf eine Unterscheidung hinweisen:
Natürlich weiß ich, dass die Wünsche der Kinder diesbezüglich in manchen Familien anders aussehen und Eltern die halbe Stunde Ruhe, wenn das Kind dann vor dem Fernseher sitzt, durchaus als akzeptable Lösung ansehen. Und ich kann mich gut erinnern, dass es Zeiten in meinem Leben gab, wo ich heilfroh war, dass es das Medium Fernsehen gab. Z.B. als ich zum dritten Mal schwanger war. Wenn dann die beiden älteren Kinder aus der Schule kamen und gegessen hatten, habe ich die Mittagspause ohne Störung (denn die beiden durften dann die Sesamstraße, Die Sendung mit der Maus oder eine Folge der Augsburger Puppenkiste sehen), sehr genossen.
Wenn also Fernsehen, dann achten Sie bitte auf folgendes: Die Geschichten oder Sendungen, die sich das Kind ansieht, sollten von der Grundstruktur her bekannt sein. Natürlich sind damit ausschließlich altersentsprechende Sendungen gemeint. Wird also in der Sendung mit einer bekannten Hauptperson heute nur ein neues Abenteuer erzählt, oder eine Geschichte wird fortgesetzt, ist dies für Kinder durchaus zu verarbeiten. Etwas anderes wäre es, wenn Sie den Kindern gestatten, wild durch die Programme zu zappen oder Sendungen für Erwachsene zu sehen. Auch Hörspiele können sehr entspannend wirken, vor allem dann, wenn Kinder zum x-ten mal die gleiche Geschichte hören.