Ordnung ist das halbe Leben

Ein aufgeräumter Tornister, saubere Hefte und einen entsprechenden Umgang mit den Schulmaterialien wünschen sich sowohl Eltern als auch Lehrer. Und natürlich gibt es Kinder, denen dies weitgehend gelingt. Für andere Kinder jedoch stellen eine saubere und ordentliche Heftführung und der aufgeräumte Tornister eine große Herausforderung dar. Was kann man also tun?

 

Die Eltern dieser Kinder hören auf Elternsprechtagen wiederholt Aussagen darüber, dass ihr Kind ordentlicher arbeiten sollte, womöglich finden sie in der Grundschule häufiger Eintragungen im Heft ihres Kindes, dass etwas gefehlt hat. Oder mit zunehmendem Alter macht ihr Kind die Erfahrung, dass eingesammelte Hefte schlecht benotet werden, obwohl sie vollständig sind. Bei anderen fehlt es nicht nur an der übersichtlichen Gestaltung, sondern das Heft ist unvollständig, was sich natürlich auf die Note auswirkt. Außerdem erschweren unvollständig geführte Hefte, sich vor anstehenden Klassenarbeiten den notwendigen Überblick über den zu lernenden Stoff zu verschaffen. 

Im nächsten Blogeintrag werde ich Ihnen Tipps geben, die erfahrungsgemäß für viele dieser Kinder hilfreich sind. Beginnen möchte ich aber wieder mit einem Beispiel aus dem Lernalltag von Erwachsenen. 

Erinnern Sie sich, als Sie das erste Mal am Computer saßen und sich mit all den Funktionen vertraut gemacht haben, um einen Text zu schreiben, eine Bestellung aufzugeben oder ähnliches. Jemand hat Ihnen die Funktionen gezeigt und wahrscheinlich auch erklärt. Und dennoch haben Sie erst nach und nach mehr und mehr Funktionen benutzen können. Vielleicht beschränken Sie sich auch heute noch auf einige wenige Funktionen, obwohl die Möglichkeiten weitaus umfangreicher sind. Sie wissen, dass man Texte auch einrücken kann, Schriften in der Größe und Art verändern kann und vieles, vieles mehr. Aber Sie nutzen nicht die gesamte Palette der Möglichkeiten, obwohl sie Ihnen zur Verfügung stehen. 

Vielleicht haben Sie nun schon eine Ahnung, worauf ich hinaus möchte. Es geht hier mal wieder um einen Lernprozess. 

D.h. es gibt Kinder, die bei der Gestaltung der Hefte und auch bei der Ordnung der Hefte und des Tornisters eine schrittweise Anleitung benötigen und bei Weitem nicht alles von heute auf morgen alleine umsetzen können. Vor allem Kinder, die sehr impulsiv sind und Schwierigkeiten mit Strukturen haben, benötigen längere Einübungszeiten. Das wiederholende Tun ist entscheidend, wobei der zeitliche Abstand je nach Kind sehr unterschiedlich sein kann. Bei manchen Kindern reicht es, die Schulsachen 1 x pro Woche durchzusehen, bei anderen macht es Sinn dies häufiger zu tun.

Die Aussage einer Mutter, die mir erzählt: „Früher hab ich den Tornister immer aufgeräumt, aber jetzt ist er alt genug und müsste es alleine können“, lässt vermuten, dass hier ein wesentlicher Punkt übersehen wurde. Das eigene wiederholende Tun ist für das Lernen sehr entscheidend.

Nehmen Sie noch einmal das Beispiel des Computers und stellen Sie sich vor, Sie dürften sich zwischen zwei Personen entscheiden:

Die erste Person zeigt Ihnen bestimmte Funktionen am Computer und macht es Ihnen vor. Zack, zack… routiniert drückt die Person bestimmte Tasten in einer Reihenfolge, erklärt Ihnen dabei die Abfolge, erst drückst du auf… , dann kannst du mit dieser Taste das machen und dann… Sie sitzen staunend daneben und schauen zu. Sieht eigentlich ganz einfach aus. Am nächsten Tag sitzen Sie wieder alleine vor dem Computer und da Sie sich nicht mehr genau erinnern, begnügen Sie sich wieder mit den Ihnen vertrauten Funktionen.

Die zweite Person erklärt Ihnen die Funktionen und fordert Sie auf, Schritt für Schritt durch den Prozess hindurchzugehen. Sie selbst drücken die Tasten und nachdem Sie das gewünschte Resultat erzielt haben, fordert die Person Sie auf, den gleichen Vorgang zu wiederholen und prüft, ob Sie sich an die einzelnen Schritte erinnern. 

Ich denke, dass die meisten sich genau wie ich selbst auch, für die zweite Person entscheiden würden. 

Lassen Sie also, so weit es möglich ist, die Kinder das Aufräumen, Abheften, Anspitzen, Sortieren etc. selbst tun. Tun sie es nicht für Ihre Kinder. Leiten Sie sie an ohne ihnen die Arbeit abzunehmen. Am Anfang werden Sie dafür einiges an Zeit mehr investieren müssen, aber auf Dauer zahlt es sich aus!

Eine Antwort

  1. Spannend! Ganz viele Aspekte, die mir so nicht bewusst waren! Toll, dass es jetzt neben dem super Newsletter auch einen Blog gibt!

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